Europa - so nennt Anselm Kiefer, geboren 1945 in Donaueschingen und einer der erfolgreichsten und meistdiskutierten deutschen Künstler nach dem Zweiten Weltkrieg, sein jüngstes Buch, das bereits seine zehnte Publikation in unserem Hause ist. Das Titelmotiv, eine weidende Kuh, lässt ahnen, dass es hier, wie immer bei Anselm Kiefer, um größere Sinnzusammenhänge geht. Tatsächlich haben Kiefers Bilder von Kühen - meist großformatige Öl- oder Acrylgemälde, die, angereichert mit Materialien wie Stroh oder Dornenzweigen, eher dreidimensionale Assemblagen sind - vielerlei kulturhistorische, aber auch private Bezüge: Erinnerungen an die Kühe auf den Dorfstraßen seiner Kindheit und solche, die ihm auf den Wanderungen in der französischen Auvergne begegneten, bis hin zu Figuren der griechischen und römischen Mythologie. Stellvertretend für Kiefers grenzüberschreitendes Denken erzählen die Bilder von Kühen nicht nur vom naheliegenden Mythos von Zeus und Europa, sie eröffnen auch metaphorische Einblicke in ein analoges Universum. Das Künstlerbuch Europa begleitet eine Ausstellung von Anselm Kiefers Arbeiten aus den Jahren 1994-2010, die bis zum 31. Januar 2011 in der Villa Schöningen in Potsdam gezeigt wird.