Die Gemeindevisitationen waren - wie auch bei den Landeskirchen der deutschen Länder - für die evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Siebenbürgen konstitutiv. Sie sind seit der Reformationszeit relativ regelmäßig erfolgt, Gesamtkirchenvisitationen gab es hingegen nur wenige. Die Visitationsberichte der zwischen 1870 und 1888 durchgeführten Generalkirchenvisitation geben ausgesprochen vielfältige Aufschlüsse über das gesamte Bildungswesen, über Gemeinde- und Gesellschaftsleben, über Kulturgüter aller Art, selbst über Demographie, über wirtschaftliche und gesundheitliche Verhältnisse. Diese Visitation fällt in eine Zeit, in der die evangelische Kirche Siebenbürgens über den religiösen Bereich hinaus zunehmend Aufgaben als zentrale gesellschaftliche und kulturelle Institution für die Gruppe der Siebenbürger Sachsen übernahm, eben zur "Volkskirche" und der Bischof zum ersten Repräsentanten wurde.