Unsere westliche Kultur ist bestimmt von der Maxime: Ich denke, also bin ich. Das Ego, das Bewusstsein, das Ich bilden das Zentrum unserer Selbstdefinition. Unser Denken ist wie ein Pilot, der uns durch unser Erleben der Welt navigiert: es ordnet das Unordentliche, kategorisiert und bewertet, teilt unser Leben in Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit ein, in gut und schlecht. Dieser Pilot, der unserer linken Gehirnhälfte entstammt, beherrscht unseren physischen Körper und lenkt unsere Gedanken und die Gefühle, die wir dem Leben gegenüber entwickeln. Doch was, wenn dieser "Pilot" nichts wäre, als das: eine Erfindung unseres Gehirns?
Der Neuropsychologe Dr. Chris Niebauer erforschte schon früh die Lehren der östlichen Philosophien und des Buddhismus und stellte fest, dass dort diesem "Denken", von dem wir uns unser gesamtes Leben bestimmen lassen, zutiefst misstraut wird. Das buddhistische Dogma des Anatta - des "Nicht-Selbst" - lehrt, dass unser Ego nur durch den Prozess des Denkens entsteht und in Wirklichkeit gar nicht existiert - wie eine Fata Morgana in der Wüste. Trotzdem ist es die Wurzel all unserer Probleme: Durch die ständige Bewertung und Deutung der Realität lässt es unsere Trauer, Probleme, das Gefühl, nicht zu genügen, unsere seelischen Verstimmungen oder Depressionen überhaupt erst entstehen. Im Zen-Buddhismus gilt daher der Lehrsatz: Kein Gedanke, kein Problem. Erst, wenn wir uns von unserem Ego lösen, können wir frei und glücklich leben.
Den Weg dorthin zeigt uns der Autor in diesem Buch: Als Neuropsychologe erklärt er die Hintergründe, wie die linke Gehirnhälfte unsere Wahrnehmung lenkt und verdeutlicht, dass die jahrhundertealten Lehren des Buddhismus heute von der Wissenschaft untermauert werden. Durch dieses tiefere Verständnis lernen wir, uns aus der Umklammerung unseres Denkens zu befreien. Praktische Übungen und Gedankenexperimente am Ende jedes Kapitels machen schließlich die zentralen Aussagen jeweils unmittelbar erfahrbar.
Bereits als Student der Graduate School in den frühen 1990er Jahren entdeckte Chris Niebauer verblüffende Gemeinsamkeiten zwischen den neuesten Entdeckungen von Psychologie und Neurowissenschaft auf der einen und den Lehren von Buddhismus, Taoismus und anderen östlichen Denkschulen auf der anderen Seite. Als er seine Entdeckungen seinem Professor mitteilte, wurden diese als purer Zufall abgetan. Heute, fast 30 Jahre später, ist Niebauer PhD und renommierter Professor und die Parallelen zwischen Buddhismus und Neurowissenschaften, die er als Student entdeckt hatte, sind eine anerkannte Tatsache und Thema vieler Publikationen. Trotzdem ist Niebauer der Ansicht, dass wir erst am Anfang von einem wirklichen Verständnis darüber stehen, wie tief die östliche Philosophie mit den neuesten Erkenntnissen aus Psychologie und Neurowissenschaft wirklich verbunden ist und was diese Zusammenhänge für das tiefere Verständnis menschlicher Erfahrung bedeuten. In diesem bahnbrechenden Buch erklärt Niebauer, dass die allerneueste neuropsychologische Forschung nun einen fundamentalen Lehrsatz des Buddhismus bestätigt - das sogenannte Anatta, die Doktrin des "Nicht-Selbst": Unser Selbst, oder das, was wir gemeinhin als "Ego" bezeichnen, ist eine Illusion, die ausschließlich von der linken Gehirnhälfte hergestellt wird. Das bedeutet nicht, dass das Selbst gar nicht existiert - es ist jedoch vergleichbar mit einer Fata Morgana, ist eher ein Gedanke als ein Ding. Diese Schlussfolgerung hat immense Auswirkungen auf moderne Psychotherapien, die laut Niebauers Einschätzung viel Zeit darauf verwenden, etwas zu heilen, was gar nicht da ist. Eine Reihe von Übungen, ermöglicht es dem Leser, diese Erfahrung für sich selbst zu manifestieren. Zudem erhält er weitere Tools und Tipps, wie er diese Erkenntnisse für sich in den Alltag einbinden kann. Sodass er lernt, das Leben zu erfahren, wie es wirklich ist: "Sein" und nicht "Denken".