Die Naturwissenschaftlerin und Theologin Ilia Delio unternimmt hier den kühnen Versuch, einen Weg der fruchtbaren Annäherung zwischen Wissenschaft und Religion aufzuzeigen. Ihr besonderes Augenmerk liegt dabei auf der kontrovers diskutierten Rolle der künstlichen Intelligenz, deren immenses Veränderungspotenzial für unsere Welt heute noch kaum abschätzbar ist.
Nachdem sich im »ersten axialen Zeitalter« die Weltreligionen entwickelten, stehen wir heute am Höhepunkt einer »zweiten Achsenzeit«, in der eine KI, die mit einem neuen Religionsverständnis unverkrampft begrüßt und begleitet wird, eine ökologische, soziale und spirituelle Wiederverzauberung unserer Welt einläuten könnte.
Mit anregender Originalität baut die Autorin auf trans- und posthumanistischen Konzepten, den Ideen von Visionären der KI sowie den evolutionstheologischen Einsichten Teilhard de Chardins auf und formuliert einen provokanten Weckruf für alle, die jenseits der konventionellen Religiosität nach spiritueller Inspiration suchen.
Delio zeigt, wie kosmische, menschliche und technologische Evolution zu immer größerer Komplexität und Bewusstheit zusammenströmen und uns ein ganzheitlicheres Verständnis des Menschseins und unserer Verantwortung für die Schöpfung abverlangen. Damit hilft sie uns, Chancen und Risiken der atemberaubenden technologischen Umwälzungen unserer Zeit neu einzuordnen.
»In diesem Buch stelle ich drei Hauptfragen: Warum entstand im Prozess der Evolution künstliche Intelligenz? Was bringt sie uns? Was wollen wir mit ihr anstellen? Manche mögen sich fragen, ob KI die Religion verdrängt. Ich vertrete die Ansicht, dass sie die dringende Notwendigkeit aufzeigt, Religion in einer sich entwickelnden und komplexer werdenden Welt neu zu konstruieren. Wenn sich KI nicht in Richtung einer tiefer werdenden Liebe entwickelt, mag sie nicht viel mehr bewirken, als uns noch stärker zu polarisieren und zu entfremden, während die Meeresspiegel weiter ansteigen und zunehmende Starkwetter immer mehr Leben zerstören und Opfer unter den Ärmsten fordern. In einem technologischen Zeitalter eine neue Religiosität der Erde, eine posthumane Liebe zu finden, darin liegen unsere Aufgabe und unsere Zukunft.«