Das Automobil, das sich Selbstbewegende, gab es weit vor dem
Patentmotorwagen von Carl Benz von 1886. Im Jahr 1769 setzte
der Franzose Nicolas-Joseph Cugnot seinen Dampfwagen bei
der Jungfernfahrt gegen eine Mauer. 1875 trat der Österreicher
Siegfried Marcus mit einem rudimentärem motorgetriebenen Ge-
fährt auf. Aber auch der dreirädrige Benz war noch weit vom von
dem entfernt, was wir heute unter einem Automobil verstehen. Ihm
folgten zahlreiche Entwicklungsschritte im Hinblick auf Räder, Kot-
flügeln, Achsen, Federn, Motorhauben, Sitzen, Lampen, Front-
scheiben und Dächern. Um die Jahrhundertwende war das Bau-
schema des Automobils im heutigen Sinn etabliert: mit vier iden-
tisch großen Räder und oftmals bereits geschlossenen Aufbau-
ten, allerdings formal und technisch immer noch dem Kutschen-
bau verpflichtet. Das Aufkommen der geschlossenen Aufbauten
führte bald dazu, daß die bisherigen Materialien Holz und Stoff
für die Aufbauten durch Stahlblech und Glas ersetzt wurden, die
beliebige räumliche Verformungen ermöglichten. Neben notwen-
digen technischen Gegebenheiten regte dies zu zahlreichen for-
malen Varianten an. Diese Varianten betrafen anfangs meist den
Kühler, es folgten die Kotflügel und Fenster, später dann auch die
geschlossenen Flächen. Mit der Ausgestaltung des Fahrgestells zu
vergrößertem Achsabstand konnten Passagiere nun zwischen den
Achsen sitzen und nicht wie früher darüber - mit der Folge, daß
sich die Bauhöhe des Autos verringerte. Damit geriet auch das
Autodach ins Blickfeld und lud neben neuen technischen Anfor-
derungen zugleich zu verschiedenen formalen Varianten ein. Die
Lichttechnik machte aus Karbidtöpfen richtige Scheinwerfer. Die-
Glasflächen trauten sich aus der Zweidimensionalität vorsichtig in
die räumliche Ausformung. Ausgerechnet die technikbasierte Aero-
dynamik zeigte schon früh Ansätze zum modernen Auto, wie wir
es heute kennen.
Das Buch zeigt viele Beispiele von Vorbildern und ihren Nachbil-
dungen, wobei es große Zeitunterschiede zwischen Original und
Nachbildung geben kann. Die digitalisierte Bildrecherche führte zu
umfangreichen und aufschlußreichen Ergebnissen. Man kann aber
auch davon ausgehen, daß eine Idee bisweilen ganz unabhängig
voneinander gedacht wurde und der spätere Gestalter von der
früheren Idee gar keine Kenntnis hatte.