Welche Autorität hat ein philosophischer Text? Und wie kam es dazu, dass ihm diese Autorität zugesprochen wurde? Unter welchen Bedingungen steht philosophischer Erkenntnisfortschritt und welchen Kriterien muss der Umgang mit der Überlieferung genügen?
Was mit Blick auf den philosophiegeschichtlichen Kanon wie eine Selbstverständlichkeit wirkt, wird in diesem Band einer kritischen Prüfung unterzogen: Die Beiträge versammeln sich hinter der These, dass Teile der Philosophiegeschichte des 20. Jahrhunderts von einer 'Hermeneutik der Gewalt' geprägt sind. Wie Begriffe dabei nicht nur als 'Werkzeuge', sondern auch als 'Waffen' eingesetzt, gezielte Neu- und Umprägungen vorgenommen werden und interpretatorische Willkür an den Tag gelegt wird, wird u. a. an den Werken Heideggers, Gadamers, Voegelins, Schmitts und Kosellecks nachzuvollziehen versucht.
Demgegenüber wirbt der Sammelband für Praxen der philosophischen Verständigung, die sowohl geschichtliche Bedingtheit als auch wissenschaftlich-methodische Grundsätze eines Textes beleuchten, wenn es um die Frage geht, wie ein philosophischer Text gelesen, interpretiert, tradiert und schließlich kanonisiert wird.
Mit einem Vorwort von Emmanuel Faye, einer Einleitung von Sidonie Kellerer sowie Beiträgen von Manfred Bauschulte, Christian Berner, Emmanuel Faye, François Lecoutre, Günter Mensching, Alfred Noll, Louis Pinto, Julio Quesada, François Rastier und Erhard Schüttpelz.